Freitag, 7. August 2009

Ängste, Erwartungen und Beeinflussung des Klangergebnisses durch das Publikum

Es ist die Angst, die mich während des improvisierten Spiels von Zeit zu Zeit ergreift. Die Angst Erwartungen des Publikums nicht zu erfüllen. Die Angst, dass der Seufzer hinter meinem Rücken eine Aussage von Langeweile gleichkommt. Es hilft nur der Gedanke, dass Seufzen auch Entspannung bedeuten kann. Sitzen vermehrt unbekannte Menschen hinter mir während ich improvisiere, bemerke ich an mir, dass mein Spiel lapidar werden kann. Passagen werden gleichgültig und allgemein. Das drückt sich vor allem dann in harmonischen, melodiösen Phrasen aus, die darum ringen beim Publikum keinen Schrecken hervorzurufen. Dabei traue ich mich dann immer weniger auch atonal und rhythmisch freier zu spielen - aus Angst, den Menschen etwas zu bieten, dass sie abschrecken könnte. Dabei sind es genau diese Phasen, die ich als größtmöglichen musikalischen und persönlichen Ausdruck empfinde. Nach dem Konzert gestern, schweißnass und die Augen nahezu vollständig während des Konzerts geschlossen, überkam mich eine große Traurigkeit. Obwohl ich niemanden im Auditorium erblicken konnte, der nicht einen wohlgesonnenen Gesichtsausdruck hatte. Der Applaus war ebenfalls sehr herzlich und lang. Diese Zweifel zerreißen mich. Kurz darauf, wenn ich mir die positiven Reaktionen des Publikums noch einmal ins Gedächtnis rufe, weiß ich, dass ich nichts falsch mache. Wie auch in einem improvisieren Klavierkonzert? Es kommt mir dann der Gedanke, dass ich nicht nur Stellen spielen kann, die jedem im Raum gefallen. Stattdessen sollte ich bei meinem Stil und meinem Ausdruck bleiben. Denn das Publikum ist ja in jedem Moment des Konzerts gespannt, was passiert. Auch wenn eine Passage einen Hörer nicht erreichte oder ihm nicht gefiel, ist er doch gespannt, ob danach nicht etwas kommt, das er phänomenal findet. Die Hörerschaft von einer Einfachheit, z.B. durch wenige Töne, zu überzeugen und damit auszusagen, dass auch dies eine große Ausdruckskraft und Wirkung haben kann, ist nicht immer leicht. Das Publikum und diese Gedanken im Spiel auszuschließen, käme einer intellektuellen Selbstbefriedigung bei, die so nicht erwünscht ist. Also sind diese Gedanke genau die Art von Beeinflussung durch das Publikum, die ein Improvisationskonzert ausmachen. Auch wenn ich nächstes Mal wieder mehr ich sein möchte auf dem Klavier.

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