Mittwoch, 13. Mai 2009

Wiedererkennung und Belohnungssystem

Letzten Mittwoch, Paternosters Jackpotshow, Maschinenhaus Kulturbrauerei Berlin

Mehrere Schulklassen waren anwesend. Alter: 16-18 Jahre. Nahezu logischerweise HipHop-Fans dabei.

Unweigerlich kam es zu einem improvisierten Song, der sich zum Hip Hop entwickelte. Sicherlich auch durch meine Rhythmuswahl. Die Spielerin stieg drauf ein und begann zu rappen. Auch die restlichen SpielerInnen bedienten fleißig das Klischee mit Tanzen und Rufen. Das Publikum beginnt mit zu schwingen.

Bis hierhin nichts Ungewöhnliches. Aber....

Als ich für den Refrain den Sound eines "Saw-Brass", wie etwa in der 80iger Van Halen-Nummer "Jump" genutzt, einbrachte, wurden die Jungs in der ersten Reihe hellhörig und wir bekamen mehr Aufmerksamkeit.

Was ist passiert?

Meiner Meinung nach liegt es genau an diesem Sound. Dieser erlebt in der HipHop Musik in den letzten Jahren eine Art Revival. Bestes Beispiel ist die Snoop Doggy Dog Nummer "Drop it like it's hot". Dort wird auch ein solcher Synth-Sound im Refrain benutzt.

Was hier passiert ist, ist nicht nur die Bedienung von Klischees. Ich gebe zu, dass ich dieses HipHop Klischee musikalisch bedient habe. Warum auch nicht?!

Aber: Die Bedienung von Klischees in der improvisierten Musik im Theater bedeutet auch an das Belohnungssystem der Zuschauer und Zuhörer zu appellieren. Musik, die so ähnlich klingt, wie bekannte Songs bildet erstens einen Wiedererkennungseffekt und zweitens eine Art Sicherheit im Hören. Wenn dem Publikum die musiklischen Strukturen klar sind, können sie sich auf den Text, Singmelodie oder Tanz, spricht das Geschehen auf der Bühne neben der Musik vom Synthesizer konzentrieren. Das erlaubt dann eine Lockerheit und die Zuschauer können sich in einer Gelassenheit den Dingen hingeben, die sie nicht erahnen können.

Somit bleiben diese Art von Songs und das Bedienen von Klischees in der Improtheatermusik oft Erfolgsgarantien. Nebenbei bemerkt, muss man Klischees ja nicht immer hundertprozentig ausspielen und mit Niveau können sie auch dargestellt werden, was in der Musik immer wieder, wie auch im Schaupspiel, bewiesen werden kann und von vielen Kollegen bewiesen wird. Gott sei Dank!

Man könnte eine Art Formel herunter brechen:

Benutze Sounds, die schon Erinnerungen hervor rufen. Das Publikum ist auf bestimmte Klänge genauso konditioniert, wie auf bestimmte musikalische Akkordfolgen und Rhythmen.

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